22. August 2014

Canadian Rockies

„Aaaaarggghhh“ schreit Nils als der erste Touristenbuss des Tages am Emerald Lake ankommt und 50 Asiaten teils kreischend auf den (zugegebenermaßen traumhaft schönen) See zustürmen. Nachdem wir die erste halbe Stunde frühmorgens den See fast für uns allein genießen konnten, sehen  wir zu, dass wir weiterkommen. Wir schnüren die Wanderschuhe und treffen bis zum Gipfel keine Menschenseele mehr. 

 

Dieses Bild ist für uns symptomatisch für die kanadischen Rocky Mountains. Viele Touristen, insbesondere aus Asien, die sich an den Sightseeing Hot Spots wie Banff und Lakes Louise tummeln, so dass wir manchmal schon gar nicht mehr angehalten haben, sondern hochgelobte Viewpoints einfach ausgelassen haben. Schnürt man aber die Wander- oder Fahrradschuhe, noch besser in den Morgen- oder Abendstunden, ist man schnell so gut wie allein unterwegs.

So allein, dass wir die erste Mountainbiketour trotz unserer Bärenglocke laut pfeifend absolviert haben. Nach über 50km pfeifend Radeln kriegt man nicht nur in den Beinen sondern auch in den Backen Muskelkater... ;-) Es hat seinen Zweck erfüllt und bei unserem beeindruckenden Repertoire von Pop, Rock, Klassik bis zu bekannten Kinderliedern suchten die Bären freiwillig rechtzeitig das Weite. Auch unser Bärenspray, dass wir hier wie empfohlen bei allen Touren sicherheitshalber dabei haben, kam zum Glück noch nicht zum Einsatz! Der einzige Bär, den wir auf einer Tour hier getroffen haben, war so intensiv mit Beerenpflücken beschäftigt, dass er uns nur einen kurzen Blick zugeworfen hat und dann weiter genascht hat.

 

Die Landschaft der Rockies ist sagenhaft schön! All diese eklig kitschigen Postkartenmotive mit tieftürkisfarbenem See und gletscherbedeckten Bergen dahinter gibt es wirklich! Ein paar davon findet Ihr unten in unserer Bildergalerie. Immer wieder standen wir staunend vor einem dieser Seen: trotz der tiefblauen-/tiefgrünen Färbung ist das Wasser so glasklar, dass man bis auf den Grund sehen kann.

Eine Ähnlichkeit mit den Alpen, insbesondere der Dolomiten, lässt sich nicht abstreiten. So haben wir auch hier eine Marmolada und eine Sella entdeckt, und sogar mehrere Schlerns (wenn man von der richtigen Richtung draufschaut...). Allerdings fehlen die Kühe auf den Almwiesen, die Skianlagen, die Bergdörfer und Straßen. Stattdessen (zum Großteil) unberührte Natur, endlose Wälder und menschenleere Bergregionen.

 

Unsere erste Berührung mit den Rockies war der Mount Robson Provincial Park. Da kein Nationalpark, ist es hier touristisch ruhig, auch wenn der majestätische Mount Robson der höchste Berg der kanadischen Rockies ist. Unsere erste Wanderung hier führte uns zu einem milchig-blauen See zu seinen Füßen, der schon alle unsere Erwartungen an die Rockies erfüllte.

Jasper Nationalpark, unser nächster Stopp, ist dann schon ein wenig touristischer, aber es verteilt sich recht gut. Hier fanden wir schöne Mountainbikemöglichkeiten und machten mehrere Wanderungen. Uns gefiel es so gut, dass wir fast eine Woche blieben und so auch Zeit hatten, bei den warmen Temperaturen in einem der Bergseen mit schönem Bergpanorama baden zu gehen.

 

Am Icefield Parkway wurden uns dann jedoch die Touristen schnell zu viel. Zugegebenermaßen eröffnen sich tolle Ausblicke auf die Gletscher von dieser Hochgebirgsstraße. Aber wenn sich an jedem Viewpoint die Tourbusse und Autos stapeln, hatten wir schnell genug und sind recht schnell durchgefahren und haben uns in den Yoho Nationalpark gerettet, der von nicht ganz so vielen Touristenbussen angefahren wird (dennoch: die am Anfang geschilderte Szene spielte sich im Yoho ab...).

So war unsere Strategie für Lake Louise auch klar – weltbekannt ebenso von den Touristen überlaufen: wir verschanzten uns auf dem Campingplatz und gingen von dort auf Tour. Mal gegen Abend mit dem Fahrrad hoch zum Moraine Lake. Mal Bike&Hike zum Lake Louise und Fairview Mountain. So unternahmen wir wunderbare Touren ohne zu sehr im Touristengetümmel zu landen und konnten diese Traumgegend sehr genießen, stand der Lake Louise doch schon lange auf der persönlichen „To Do-Liste“ von Kristine!

 

Nach einem kurzen, verregneten Aufenthalt in Banff, wo wir das weltbekannte Banff Springs Hotel natürlich auch sehen mussten, ging’s weiter Richtung Süden. Im angrenzenden Kootenay Nationalpark ergab sich in dem durch einen 10 Jahre alten Waldbrand noch immer abgestorbenen Wald wunderbare Farbkontraste der spätsommerlichen Blumenpracht mit den farblosen Bäumen.

 

Alles in allem hatten wir wunderbare Wochen in den kanadischen Rockies. Die Landschaft ist ein Traum und es gäbe noch tausende weitere verlockende Tourenmöglichkeiten zu entdecken. Man könnte Wochen in jedem einzelnen der Nationalparks und angrenzenden Provincial Parks verbringen und hätte immer noch nicht alles gesehen.

 

Aber wir brauchten sowieso mal wieder eine Pause von den vielen Wander- und Mountainbiketouren. Und so zogen wir weiter nach Süden. Mittlerweile sind wir zurück in den USA und erkunden Montana mit Zielrichtung Yellowstone Nationalpark.