5. August 2014

British Columbia - die Küste

Der Westen von British Columbia: das Land der springenden Fische, der Wasserflugzeuge ... und der Bären! Nach einem etwas ruppigen Start hat uns der Westen Britisch Columbias voll in seinen Bann geschlagen.

Dabei waren wir uns nach den ersten Tagen in Kanada da gar nicht so sicher. Die ersten Tage verbrachten wir in Whistler, was schön, aber für unseren Geschmack etwas zu touristisch und zu künstlich ist. Außerdem fühlten wir uns mit unserer normalen Mountainbike-Bekleidung auch etwas fehl am Platz, verglichen mit den Downhillern in ihrer motocross-ähnlichen Vollkörper-Schutzbekleidung. Dann war schlechtes Wetter angesagt und wir beschlossen, die Regentage in Vancouver zu verbringen. Die Stadt gefiel uns auch ausnehmend gut – schöner als Seattle und sehr entspannt. In unserem schönen B&B verbrachten wir 3 U-Bahn-Stationen von der Innenstadt eine wunderbar ruhige Nacht, und das bei offenen Fenster. Unwissend, dass in der Nacht jemand versuchte, im Innenhof unsere Mountainbikes vom VW-Bus zu „rupfen“. Zum Glück hörte das die Wirtin und störte den Räuber, sodass unsere Bikes nur Achter in den Rädern hatten. Wir haben selig geschlafen, obwohl die Polizei und die Wirtin an unserer Zimmertür klopfte. Eine zweite Nacht wollten wir das nicht wieder riskieren und so kehrten wir Vancouver früher den Rücken als geplant – ziemlich schlecht gelaunt und noch ziemlich schockiert, waren wir doch bisher glücklicherweise verschont geblieben von solch negativen Erlebnissen.

An der Sunshine Coast fanden wir bald unsere gute Laune wieder und auch die Sonne kam wieder zum Vorschein. Schöne Küstenabschnitte, Lachse die bis zu 1m aus dem Wasser springen und wunderbare Fährfahrten. Nils war sogar einmal im Pazifik baden (das einzige Mal während der ganzen Reise – sonst bevorzugten wir die deutlich wärmeren Flüsse und Seen...). Die nächste Fähre brachte uns nach Vancouver Island. Auch hier wunderbare Strände und Küsten. Der Westen um Tofino war uns wieder etwas zu touristisch (tja, immerhin waren wir genau in der Hauptsaison dort), aber der Norden war absolut traumhaft und selbst Ende Juli sind die Campingplätze nur halbvoll.

Hier gingen wir dann auch auf Whale Watching und verfolgten begeistert die Gruppen von Orcas (die größte Gruppe mit 17 Walen!), die an unserem Boot vorbei zogen. Unterwegs waren wieder Robben und Seelöwen zu sehen. Und auf dem Rückweg dann mehrere Buckelwale, die außer dem Buckel am Rücken dann sogar mal die Schwanzflosse zeigten. An die Weißkopfseeadler hatten wir uns da ja schon fast gewöhnt, nachdem wir die nun fast täglich zu sehen bekamen – mal über unseren Köpfen beim Frühstücken, mal beim Möwen-Jagen am Hafen, mal über uns im Baum sitzend. Was für ein Raubvogel!

 

Dann fuhren wir wieder auf eine Fähre, diesmal die Inside Passage vom Nordende Vancouver Islands nach Prince Rupert. 16 Stunden Fährfahrt entlang der Westküste Kanadas nach Norden, durch Inseln und Fjorde. Auch wieder mit Walen und Seeadlern, wenn auch diesmal mit größerem Abstand. Eigentlich saßen wir die komplette Zeit mit dem Fotoapparat an Deck, genossen die Aussicht und fotografierten.

Überall an der Küste sind Wasserflugzeuge zu sehen. Hier in den verwinkelten Fjorden und Seen werden sie als ganz normales Fortbewegungsmittel und Taxi verwendet. Für uns, und insbesondere für Nils ;-) , ist es immer wieder spannend, sie beim Starten und Landen zu beobachten. An der Küste dann Wald, so weit das Auge sehen kann (sogar mehr als in der Oberpfalz), ab und an unterbrochen durch riesige Areale von Sägewerken und ähnlicher Forstindustrie.

 

Mit Prince Rupert betraten wir Bärenland. Schon auf der Fahrt weiter nach Stewart kreuzte der erste Grizzly unseren Weg. Stewart ist für drei Dinge bekannt: die Gletscher, die Grenze nach Hyder, Alaska, und der Fish Creek, in dem Bären von Juni bis September sich an wandernden Lachsen dick und rund fressen. So standen auch wir auf dem Holzsteg über dem Bach und konnten eine Bärenmutter mit ihrem Jungen bei der mehrgängigen Abendmahlzeit beobachten. Bei den Autofahrten im Norden von British Columbia sieht man immer wieder mal Bären am Straßenrand. Zum Glück bewegen sie sich immer recht gemächlich, dass man (a) sie rechtzeitig sieht und abbremsen kann und (b) manchmal sogar Zeit hat, sie zu fotografieren.

Genau genommen liegt der Fish Creek schon in Alaska. Das war für uns schon etwas besonderes, als wir in den drei Kilometern zwischen den Örtchen Stewart und Hyder die Grenze überquerten und das erste Mal in Alaska waren (abends fuhren wir dann gleich nochmal nach Alaska ;-) Witzigerweise gibt es nach Alaska hinein keine Grenzkontrolle, aber wieder zurück nach Kanada schon („How long do you plan to stay in Canada?“ – also richtig offizielles Programm, obwohl man gerade mal 2 Stunden ausgereist war und es von Hyder aus nirgendswohin geht. Man muss also von Stewart aus einreisen, um dort überhaupt hin zu kommen. Aber wir haben besser mal keine Witze gemacht – das wär ja der Supergau, auf die 7 km Teerstraße in Hyder auszureisen und dann nicht mehr einreisen zu können...).

Sehr schön ist auch die Landschaft in und um Stewart. Imposante Berge erheben sich aus dem Fjord und den Tälen, bedeckt mit unzähligen Gletschern, von denen sich lange Wasserfälle nach unten stürzen. Zum größten Gletscher, dem Salmon Glacier, führt eine 30km lange Schotterstraße, die wir natürlich gefahren sind. Unterwegs tolle Ausblicke auf die Gletscher, alte Minen. Plötzlich ist man in alpinem Gelände. Schade nur, dass es kaum Wanderwege durch diese einsame Berglandschaft gibt. Die Murmeltiere genießen es ;-)

 

Jetzt nehmen wir Abschied vom Pazifik. Nach zwei Monaten an der Westküste Nordamerikas haben wir mit Prince Rupert und Stewart den westlichsten und nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Alaska macht Lust auf mehr, aber bei einer anderen Reise. Wir wenden uns jetzt mit nächstem Ziel Jasper Nationalpark wieder nach Südwesten und damit sind wir genau genommen nun so langsam auf dem Heimweg.

 

 

Video "Flight over Salmon Glacier"

 

Und hier die Bilder: