Februar/März 2018

Dolomitendurchquerung

Dichter Schneefall, keine Sicht, alle dick eingepackt und etwas nervös: wir stehen am Rollepass auf 1.800m Höhe und sind gerade gestartet: In sechs Tagen wollen wir mit den Tourenski durch die ganzen Dolomiten. In einer Woche vom Rollepass ins Pustertal. Über die Marmolada, die Sella, vorbei an den Tofanen, durch die Fanesgruppe und schließlich die Pragser Dolomiten. Ein landschaftliches Highlight nach dem anderen. Zu acht machen wir uns auf den Weg. Andreas, unser Bergführer von GloboAlpin vorneweg. Dahinter reihen wir uns ein - neben Gisela und Walter sind Andrea, Annette und Lucia dabei.

Aber am ersten Tag erstmal null Sicht - den Mulaz müssen wir im Tal umgehen statt ihn zu überschreiten. Dennoch stellt sich ein spezielles Gefühl ein: wir sind unterwegs! Alle Ausrüstung für die nächsten Tage haben wir im Rucksack. Der erste Tag zeigt uns noch nicht viel von den landschaftlichen Schönheiten der Dolomiten: im dichten Schneefall ist der Wald wie verzaubert, und obwohl wir später am Rand einer Skipiste aufsteigen sehen wir keine Lifte und nur einzelne Skifahrer. Aber kurz bevor wir die erste Hütte - die Flora Alpina - erreichen, bricht doch kurz die Sonne durch die Wolken.

Am nächsten Morgen dann ein ganz anderes Bild: strahlender Sonnenschein und von der Hütte freien Blick auf den tiefweißen Mulaz. Und es ist bitterkalt geworden. Wir steigen über die Forca Rossa und genießen schöne Pulverhänge hinunter zur Südwand der Marmolada. Mit der Bahn geht es hinauf. Temperaturrekord für die Woche: -28 Grad. Dementsprechend kurz genießen wir den fantastischen Ausblick und machen uns schnell wieder auf den Weg hinunter und weiter mit den Liften hinüber bis zum Passo Pordoi und das Refugio Fredarola, wo wir fast als einzige Gäste lecker bekocht werden.

Wieder ein frostiger Morgen unter -20 Grad. Als erste schwingen wir über jungfräuliche Pisten hinunter zum Lift und fahren hoch auf den Sellastock. Dort queren wir hinüber ins Mittagstal. Durch eine beeindruckende Rinne schwingen wir nach unten - steil und schon recht ausgefahren fordert das meine ganze Konzentration. Zum Glück gibt's nach 1.500 hm Abfahrt unten in Covara eine Bar zum Aufwärmen und Auffüllen der Energiereserven :-) bevor wir mit den Liften hinüberqueren zum Lagazuoi, wo wir auf 2.750 m Höhe die Sauna genießen und die höchst gelegene Übernachtung der Woche haben - Sonnenuntergangs- und Sonnenaufgangsstimmung mit Rundblick inklusive.

Bei klirrend kalten -24 Grad verlassen wir am nächsten Morgen die Pistengebiete endgültig und steigen über die wilde Scharte Forcella di Lech hinüber Richtung Fanesgruppe. Nach schönen Pulverhängen genießen wir im strahlendem Sonnenschein zum erstem Mal unsere Brotzeit bei einer Pause im Freien, dann geht es das Tal hinaus über Gran Fanes hinunter zur Faneshütte, hindurch durch eine fantastische Landschaft. Zum Abschluss dann noch der Aufstieg zur Senneshütte, wo wir uns die gigantischen Bergsteigeromeletts redlich verdient haben.

Am nächsten Morgen fühlen sich -12 Grad angenehm warm an. Wieder haben wir Glück mit dem Wetter und steigen bei Sonnenschein auf den Col de Riciogogn. Die Nordabfahrt von der Scharte ist ein Traum in Pulver, der uns (mal wieder) Jubelschreie entlockt. Andreas führt uns gleich noch ein zweites Mal hinauf zu einem weiteren noch unverspurten Hang, so dass wir mit müden Oberschenkeln, aber einem breiten Grinsen im Gesicht am Prager Wildsee ankommen.

Wir haben die Dolomiten durchquert. Zur Belohnung geht es am letzten Tag noch um die Drei Zinnen. Erwin bringt uns auf die Südseite zum Misurina-See. Von dort führt uns Andreas zur Aronzo-Hütte und wir queren direkt unter den Zinnen hinüber zum Paternsattel. Die Zinnen halten sich bedeckt und verstecken die Gipfel in Wolken, was die Felswände mystisch, aber nicht weniger beeindruckend aussehen lässt. Hier haben wir den ersten wirklichen technischen Defekt der Woche: An Walters Bindung ist ein Pin abgebrochen. Zum Glück lässt sich die Bindung für die Abfahrt noch feststellen, so dass wir teils pistenartig, teils aber auch mit letzten schönen Pulverschwüngen hinunter ins Fischleintal abfahren können.

Eine Traumwoche liegt hinter uns - mit tollen Bergen, spannenden Aufstiegen, herrlichen Abfahrten, frostigen Temperaturen und viel Spaß in der Gruppe!

 

@Walter: vielen Dank für die Fotos, mit denen wir unsere Fotos ergänzt haben!